Hat der Lehrberuf eine Zukunft oder werden Lehrkräfte vielleicht irgendwann von Computern ersetzt? Wir glauben, dass der Beruf Lehrer*in einer der wichtigsten Berufe von morgen ist und bleibt und erklären, wie man Lehrer*in mit Quereinstieg oder Studium wird.
Inhalt
Lehrkräfte an Schulen vermitteln Kindern und Jugendlichen die Inhalte der Lehrpläne, sind Ansprechpartner*innen für Kinder sowie Eltern und organisieren den Schulalltag sowie Ausflüge und einiges mehr. Für viele Kinder sind Lehrerinnen und Lehrer zudem Vorbild, Streitschlichter*in, Vertrauensperson und Krisenmanager*in. Der Aufgabenbereich von Lehrkräften ist also nicht nur sehr vielfältig und abwechslungsreich, sondern auch sehr wichtig für die persönliche, soziale und schulische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.
Geht man davon aus, dass ein Kind pro Tag zwischen fünf und acht Stunden in der Schule verbringt, wird einem die Verantwortung von Lehrkräften noch bewusster. Ein Großteil der Aufgaben erfordert also pädagogische und erzieherische Kompetenzen.
Beispiel eines Alltages einer Lehrperson:
Frau Müller ist um 7.30 Uhr in der Schule, damit sie vor Schulbeginn Unterrichtsmaterial kopieren kann. Zwischen 8.00 und 10.00 Uhr unterrichtet sie die Fächer Deutsch und Geschichte. Danach folgt eine Stunde in einer fremden Klasse, in der sie als Vertretung agieren muss. Normalerweise würde Frau Müller die Zeit für die Korrektur von Tests nutzen. Nach der Vertretungsstunde folgt die Pausenaufsicht in der großen Pause. Bis kurz nach 14 Uhr ist dann wieder Fachunterricht in Deutsch und Geschichte angesagt. Am Nachmittag betreut Frau Müller die Theater AG der Schule und organisiert den Schulausflug zu einer Musicalvorstellung. Am Abend werden zuhause Tests korrigiert und Elterngespräche am Telefon geführt.
Eine gute Lehrperson braucht neben der fachlichen und pädagogischen Kompetenz also Organisationsfähigkeit und vor allem Freude am Arbeiten mit Kindern und Jugendlichen.
Die Pflegekraft ist ebenfalls ein unverzichtbarer Beruf mit Zukunft. Lesen Sie hier, warum der Pflegeberuf so wichtig ist und wie sie ihn ergreifen können.
Um den Beruf Lehrer*in ergreifen zu können, gibt es heutzutage viele Möglichkeiten. Gerade für Quereinsteiger und Berufsschullehrer*innen sind praktische Berufskenntnisse aus Wirtschaft, Handwerk oder Forschung wichtig. Wir zeigen auf, wie man Lehrer*in werden kann – auch ohne das klassische Lehramtsstudium.
Der meist gewählte Weg, um Lehrkraft an einer Schule zu werden, ist das Hochschulstudium. Das Lehramtsstudium teilt sich an vielen Universitäten in die Fachrichtungen Grundschule, Sekundarstufe I und II, Lehramt an berufsbildenden Schulen und Lehramt für Sonderpädagogik auf. Alle Lehramtsstudiengänge schließen zunächst mit einem Bachelor und schließlich mit dem Master ab, um danach ein Referendariat an einer Schule absolvieren zu können. Hat man das Referendariat schließlich auch geschafft, ist man Lehrerin bzw. Lehrer.
Die Regelausbildungszeit beträgt z.B. in Hamburg 6 Semester im Bachelor + 4 Semester im Master + 18 Monate im Referendariat.
Da jedes Bundesland die Lehramtsausbildung ein bisschen anders aufstellt, ist es wichtig, sich vor Bewerbung für das Studium über Aufnahmebedingungen, Fächerkombinationsmöglichkeiten und Praxiserfahrungen zu informieren. Seiten, die über Studiengänge, Bewerbungsfristen etc. informieren sind z.B.:
Weiterbildung muss nicht teuer sein. Erfahren Sie hier, welche kostenlosen Weiterbildungsangebote es in Hamburg gibt.
Manche Menschen erkennen ihre Berufung vielleicht etwas später im Leben und möchten nach einiger Zeit in der Wirtschaft oder Forschung zum Lehrberuf wechseln. Der sogenannte Quereinstieg ist eine offizielle Bezeichnung für einen Weg zum Lehrberuf unter ganz bestimmten Voraussetzungen. Auch hier gelten für viele Bundesländer unterschiedliche Regelungen.
Die Voraussetzung für einen Quereinstieg in den meisten Bundesländern ist ein Masterabschluss in einem Mangelfach wie z.B. Mathematik oder Physik. Außerdem muss aus dem Studium ein zweites Unterrichtsfach abgeleitet werden können. Eine entsprechende Berufserfahrung ist ebenfalls Voraussetzung.
In den sogenannten Mangelfächern sind die Lehrkräfte knapp, sodass mit dem Quereinstieg ein eigener Bildungsweg eingeführt wurde. In einigen Ländern wie. z.B. Hamburg, bewirbt man sich nach Masterabschluss, Berufserfahrung und bereits gesammelter Unterrichtserfahrung aus Lehraufträgen direkt auf den Vorbereitungsdienst bzw. das Referendariat und besucht während dieser Zeit zusätzlich pädagogische Kurse. In Hamburg ist der Quereinstieg als Lehrer*in momentan an allgemeinbildenden Schulen bzw. der gymnasialen Oberstufe möglich. Das ändert sich aber stets nach Bedarfslage.
In NRW z.B. gibt es die sogenannten Seiteneinsteigerprogramme, die noch mehr Möglichkeiten zum Lehrberuf auf dem zweiten Weg bieten.
Tipp: Nähere Infos zu den Themen Quereinstieg oder Seiteneinstieg gibt es auf den Internetseiten der jeweiligen Schulministerien der Bundesländer.
Neben dem typischen Quereinstieg gibt es auch immer die Möglichkeit nochmal ein Studium aufzunehmen. Vielleicht haben Sie ja schon einen Bachelorabschluss in einem potenziellen Unterrichtsfach wie Geschichte, Deutsch oder Sport. Sie könnten sich dieses Studium für das neue Lehramtsstudium anrechnen lassen und sich dann auf ein Zweitfach und die Erziehungswissenschaften konzentrieren.
Lehrkraft an einer berufsbildenden Schule zu werden, kann für viele Menschen eine Alternative sein, um den Traumberuf Lehrer*in zu ergreifen. An berufsbildenden Schulen findet der begleitende Unterricht für alle dualen Ausbildungsberufe statt. Das sind Ausbildungen, die sich in Praxis- und Theoriephasen aufteilen. An Berufsschulen werden aber nicht nur Azubis unterrichtet – die meisten berufsbildenden Schulen bieten auch die Abschlüsse Abitur (bis zur 13. Klassen) bzw. Fachabitur (bis zur 12. Klassen) an. Die Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen unterrichten also eine sehr breitgefächerte Schülerschaft, was für viel Abwechslung sorgt.
Der übliche Weg, um Berufschullehrer*in zu werden beinhaltet eine abgeschlossene Ausbildung und ein Studium mit Masterabschluss an der Hochschule – also ähnlich wie das “normale” Lehramtsstudium. Aber auch hier gibt es viele unterschiedliche Ausnahmen, Quereinstiegs- bzw. Seiteneinstiegsmöglichkeiten oder sogar den Direkteinstieg. Die entsprechenden Regelungen und Voraussetzungen variieren von Bundesland zu Bundesland.
In Hamburg gibt es beispielsweise die Möglichkeit eines Direkteinstiegs ohne Referendariat für z.B. die Fachrichtungen Orthopädiemechanik oder Augenoptik, da es keine entsprechenden Studienfächer gibt. Darüber hinaus ist eine mindestens fünfjährige Berufserfahrung erforderlich und es muss eine besonders dringliche Bedarfssituationen an den Schulen herrschen. Für mehr Infos zu den Regelungen in Hamburg klicken Sie hier.
Sie wollen sich in einem anderen Berufsfeld weiterbilden? Lesen Sie hier alles über Bildungsformate für jedes Alter und Interessengebiet.
Die Kultusministerkonferenz prognostiziert 23.800 fehlende Lehrkräfte bis zum Jahr 2035. Der IWD geht sogar von einer noch höheren Zahl aus. Fest steht jedoch, die Zahl der fehlenden Lehrer*innen in Deutschland wird immer größer.
Doch warum gibt es Lehrermangel?
Der Beruf der Lehrkraft wird von jungen Menschen häufig als unattraktiv wahrgenommen. Das kann an folgenden Umständen liegen:
Auf dem klassischen Bildungsweg muss zunächst die Zulassung zum Studium (Abiturschnitt, NC) überwunden werden. Wer es bis Studium schafft, muss Bachelor, Master und Referendariat erfolgreich absolvieren. Das gilt auch für z.B. Lehrkräfte an Grundschulen. Die lange Ausbildung ist für viele deshalb auch eine Geldfrage. Erst nach ca. 6 oder 7 Jahren Geld zu verdienen, können sich viele einfach nicht leisten.
Bei einem Lehramtsstudium ist das Berufsziel klar: Man wird anschließend Lehrer*in. Doch was ist, wenn man Mitten im Studium feststellt, dass der Lehrberuf doch nicht das Richtige ist? Die fehlende Flexibilität im Studium hält viele junge Menschen vor dem Lehramtsstudium ab. Sie entschließen sich häufig lieber für BWL, VWL oder anderen allgemeinere Studiengänge. Das Berufsziel spielt hier eine untergeordnete Rolle.
Als Lehrer*in richtet man sich nach den Vorgaben der Bildungspolitik und muss sich an Lehrpläne, Unterrichtsmethoden, Unterrichtsinhalte, Budgets etc. halten. Zudem sind die Ferien festgelegt und nicht variabel. Das macht den Lehrberuf wenig flexibel. Für manche Menschen macht das genau der Reiz aus, denn sie fühlen sich mit Regeln und Struktur wohl. Andere Menschen fühlen sich mit einem starren Konstrukt, auf das sie keinen Einfluss haben, unwohl. Viele junge Menschen entscheiden sich deshalb gegen den Lehrberuf,
Der Beruf Lehrer*in geht mit einigen Vorurteilen einher. So ist in den Köpfen einiger Menschen immer noch verankert, dass Lehrer*innen zu viel Ferien haben und den Job nur ergreifen, um verbeamtet zu werden. Dieses schlechte Image trägt auch dazu bei, dass der Lehrberuf unattraktiv bleibt.
Was muss man eigentlich beim Schreiben eines Lebenslaufes beachten? Erfahren Sie hier alles dazu!
Durch einen Quereinstieg können auch Menschen, die kein klassisches Lehramtsstudium absolviert haben, in den Lehrberuf starten. Sie müssen meist einen Masterabschluss und Berufserfahrung vorweisen, um an einer Schule das Referendariat beginnen zu können.
Quereinsteiger*innen bringen einige Vorteile mit sich:
Alle Vorraussetzungen für jedes Bundesland für den Quereinstieg finden Sie hier:
Wie weiter oben schon angedeutet sind Lehrkräfte nicht nur für die Lehre da; sie unterstützen Kinder und Jugendliche bei Problemen mit anderen Schüler*innen oder auch den Eltern. Sie vermitteln neben den Inhalten der Unterrichtsfächer Werte wie Empathie, Freundschaft oder Fleiß. Zudem können sie motivieren, ein offenes Ohr haben und für den Spaß am Lernen sorgen. Dass dieser Beruf also in absehbarer Zeit ersetzbar oder abdingbar ist, steht für die meisten Menschen außer Frage. Kinder und Jugendliche werden auch in Zukunft in der Schule lernen – und das am besten mit motivierten und gut ausgebildeten Lehrkräften.
Darüber hinaus hat die Corona-Pandemie gezeigt, wie wichtig die Schule und Lehrkräfte sind. Und das nicht nur für die Kinder, die auf persönlichen Kontakt und sozialen Austausch angewiesen sind. Sondern auch für Eltern sind Schule und Lehrkräfte wichtig, da diese einen großen Betreuungsanteil der Kinder übernehmen. Können die Kinder und Jugendlichen nicht unterrichtet werden, können viele Eltern nicht zur Arbeit gehen.
Lesen Sie hier mehr zum Thema “Die wichtigsten Berufe von morgen”.
Der Beruf Lehrer*in wird nach unserer Meinung auch in Zukunft einen sehr hohen Stellenwert einnehmen. Deshalb ist es wichtig, neue Wege zum Lehrer*in werden aufzumachen. Nur so können ausreichend Lehrkräfte ausgebildet und der Lehrermangel umgangen werden. Der Quereinstieg oder das Seiteneinsteigerprogramm sind bereits gute Ansatz, jedoch braucht es mehr dieser Entwicklungen. Gute Lehrkräfte zeichnen sich schließlich nicht auf dem Papier durch gute Uninoten aus, sondern vorallem im Klassenraum mit dem Umgang der Schüler*innen und der kreativen Wissensvermittlung.
Marxen, J. (2022). Lehrermangel: Quereinsteiger dringend gesucht!. Online: https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Lehrermangel-Quereinsteiger-dringend-gesucht,quereinsteiger102.html [20.06.22]
Hahn, A. (2022). Warum der Lehrerberuf für viele unattraktiv ist. Online: https://www.tagesschau.de/inland/lehrermangel-schulen-101.html [20.06.22]
Anders, F. (2021). Lehrermangel verschärft sich weiter – was die Länder dagegen tun. Online: https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/lehrermangel-bleibt-bundesweit-ein-problem/ [20.06.22]
Himmelrath, A. (2022). Wer unterrichtet in Zukunft die Kinder?. Online: https://www.deutschlandfunkkultur.de/lehrermangel-deutschland-100.html [20.06.22]
Ferber, D. (2022). https://www.zdf.de/nachrichten/politik/schule-lehrer-mangel-100.html [202.06.33]
Autorin: Angela Galliard
© Weiterbildung Hamburg e. V.
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